Adalbert Stifter
     

Adalbert Stifter, 1805 im Böhmerwald geboren, gilt als einer der bedeutendsten österreichischen Erzähler. Zur Zeit der Entstehung der hier als Hörbuch vorliegenden Erzählung "Bergkristall" war Stifter 40 Jahre alt und arbeitete als Autor, Maler und Privatlehrer, der sich vor allem für die Naturwissenschaften interessierte. Er hatte schon einige Jugenderzählungen geschrieben, die man zunächst einzeln in Zeitungen und Almanachen und ab 1853 ganz neu gefaßt im Zyklus "Bunte Steine - Ein Festgeschenk" lesen konnte. Der Untertitel trifft besonders auf "Bergkristall" zu, denn über der ersten Fassung, die eine Wiener Zeitung vom 20. bis 27. Dezember 1845 in Fortsetzungen gedruckt hatte, stand noch als Titel "Der heilige Abend".

Ein Naturwissenschaftler und Jugendfreund Stifters hat wesentlichen Anteil an der Geschichte: Der Geograph und bedeutende Gletscherforscher Friedrich Simony verbrachte 1840 mehrere Tage auf dem Eis des Dachstein und schrieb darüber viel beachtete Aufsätze. Im Sommer 1845 traf er den Dichter in Hallstadt (Salzkammergut). Bei einer ihrer Wanderungen dort begegneten sie nach heftigem Unwetter einem Geschwisterpaar, das treuherzig erzählte, wie es unter überhängenden Felsen das Gewitter überstanden hatte. Die Kinder rührten Stifter, und in seiner Erzählung schuf er ihnen ein noch gefährlicheres Abenteuer, für das er sie in die bedrohliche Natur der gerade erforschten Eiswelt versetzte. -

Der Interpret Alexander Netschájew bekennt: "Keines der Werke, die ich bisher öffentlich vortrug oder auf CD bannte, hat mich emotional so bewegt, wie Stifters Meistererzählung. Bei den ersten öffentlichen Lesungen wurde ich selbst von dem - mit so wunderbar einfachen Worten beschriebenen - Wiedersehen zwischen den Eltern und den wieder gefundenen Kindern derartig gerührt, dass ich äußerste Professionalität beweisen musste, um weiterlesen zu können."

60jährig ging Stifter im Rang eines Hofrats in den Ruhestand, war er doch zwei Jahre vorher unheilbar vermutlich an Lungenkrebs erkrankt; 1868 setzte er seinem Leben in einem Anfall starker Schmerzen ein vorzeitiges Ende.

"Stifter ist einer der merkwürdigsten, hintergründigsten, heimlich kühnsten und wunderlich packendsten Erzähler der Weltliteratur, kritisch viel zu wenig ergründet." (Thomas Mann)

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